Zur Vorgeschichte:Frau K. lebte bei ihrer Mutter. Die Eltern waren getrennt, 3 Geschwister lebten beim Vater. Frau K. besuchte die zweijährige Berufsfachschule. Sie hatte bereits mehrere Suizidversuche unternommen, die auch zur Einweisung in die Kinder- und Jugendpsychiatrie geführt hatten. Frau K. ist zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits seit mehreren Jahren in ambulanter therapeutischer Behandlung.
Verlauf des BWF:
Frau K. wird mit 19 Jahren zu einer alleinerziehenden Mutter mit achtjähriger Tochter vermittelt.
Als Diagnosen liegen eine Persönlichkeitsstörung, eine Depression und weitere psychosomatische Beschwerden vor.
Frau K. kann anfangs zu ihren Bedürfnissen und Gefühlen kaum etwas sagen. In Gesprächen ist sie einsilbig, reagiert kurz angebunden, manchmal schroff und trotzig. Über Galgenhumor kann sie immer wieder Beziehung aufnehmen. Frau K. benötigt viel Ansprache und Aufmerksamkeit. Das Zusammenleben mit der Gastfrau gestaltet sich auf beiden Seiten sehr ambivalent, ist immer wieder von Unsicherheit und Missverständnissen geprägt.
Es wird deutlich, dass Frau K. eine engere Einbindung ans Familienleben benötigt. Dies ist durch die stundenweise Berufstätigkeit der Gastfrau und dem Zimmer abseits des Wohnbereichs der Familie nicht ausreichend gegeben.
Frau K. wechselt zu einer Gastfrau, die sie während der Urlaubsersatzpflege kennengelernt hat.
Diese ist ebenfalls alleinstehend mit zwei kleinen Kindern. Frau M. macht von Anfang an klar, wo ihre Grenzen sind, wozu sie aber auch bereit ist. Die ersten Monate sind geprägt von heftigen Auseinandersetzungen, Ängsten, Erkrankungen und kleineren Unfällen. Frau K. bricht die Fachschule vorzeitig ab. Es folgen mehrere Praktika an verschiedenen Stellen mit vielen Fehlzeiten und eine berufliche Rehabilitation. Die Gastfrau begegnet dem mit viel Einfühlungsvermögen, praktischem Engagement und einem hohen Maß an Präsenz. Sie vermittelt Frau K. ein Gefühl der Akzeptanz in ihrem „Sosein“, stellt aber in Auseinandersetzungen auch klar, dass sie das BWF-Verhältnis nicht um jeden Preis aufrecht erhält und fordert von Frau K. Eigenverantwortung ein. Sie ist authentisch und hält mit ihrer persönlichen Meinung nicht zurück.
Inzwischen hat sich Frau K. zu einer lebhaften jungen Frau entwickelt, mit einem ganz eigenen Witz.
Sie steht kurz vor dem Abschluss einer Ausbildung und plant mittelfristig den Auszug in eine eigene Wohnung, im Rahmen des „Ambulant Betreuten Wohnens“.